Volle Konzentration. Blick nach vorne. Und hops. Sicher gelandet auf einem Almgrasbüschel, der festen Boden verspricht. Und hops. Der Nächste. Geht doch! Übermütig nehm ich den dritten. Und platsch. Ich stehe mit meinem rechten Fuß knöcheltief im Hochmoor. Und das gerade mal 10 Minuten nachdem ich mit meinem Hund zu meiner heutigen Wanderung auf die Pallspitze aufgebrochen bin. 🙄

Die Pallspitze (2389 m) liegt inmitten der Kitzbüheler Alpen und ist eigentlich ein beliebtes Schitourenziel im Winter. Dass sie in der Wandersaison nicht überrannt wird, liegt wahrscheinlich daran, dass es lediglich am Start- bzw. Endpunkt eine Einkehrmöglichkeit gibt (Erla-Brennhütte).

Umso besser für mich. Denn nichts genieße ich so sehr, wie eine einsame Wanderung auf einen - in meinen Augen - absolut vollkommenen Berg. Ein Grasberg, wie fast alle Berge der Kitzbüheler Alpen - Lediglich auf den letzten paar Metern zum Gipfelkreuz müssen Skye und ich über ein paar Felsbrocken kraxeln. 

Die atemberaubende Schönheit des wasserreichen Frommtals und unzählige Moorlacken die wir beim Anstieg passieren und der Überfluss an leckeren Heidelbeeren beim Abstieg runden die Tour auf die Pallspitze noch ab.

Wanderung mit Hund auf die Pallspitze - Wirklich perfekt?

Während es in Bruchteilen von Sekunden kalt und nass um meine rechten Zehenspitzen wird, frage ich mich, warum die gut 30 Grauvieh-Damen ausgerechnet heute und ausgerechnet auf DEM Weg wiederkäuend herumhängen müssen, den ich mit meinem Hund bewandern will. Ich hab nichts gegen Kühe. Im Gegenteil. Ich bin ganz verzückt von ihnen. Der sanftmütige Blick und der Augenaufschlag mit diesen betörend langen Wimpern... 👀 Hach....

Naja, leider sind auch die längsten Wimpern kein Garant für Noblesse. Nämlich dann, wenn ein Hund die Bildfläche betritt.

Um diese hochexplosive Konfrontation zu meiden, weiche ich beim Wandern mit meinen Hunden stets den Almviehherden großräumig aus. Auch heute. Blöderweise stehe ich jetzt aber mitten in einem Hochmoor.

Ich hopse also weiter. Von festem Grasbüschel zu festem Grasbüschel. Der nächste Platsch lässt nicht lange auf sich warten. Diesmal der linke Fuß. Alles klar - mein Leben ist wieder im Gleichgewicht….

Nachdem nun beide Schuhe moorgetränkt sind, kann ich diese Feuchtlandschaft eigentlich genauso gut so durchqueren, wie es mein Hund macht: Immer mitten in die Pfütze rein. 🙃

Zurück zu der (fast) perfekten Rundtour auf die Pallspitze

Mit nassen Füßchen und ohne Kuhkonfrontation lassen Skye und ich das Moor hinter uns und watscheln Richtung Frommtal. Nach wenigen Minuten ist die Moorpackung vergessen - ich bin völlig geplättet von dem überwältigenden Hochtal. Wasser. Kleine Bachläufe überall. Satt grüne Almwiesen. Absolute Stille. Bis auf das inzwischen weit entfernte Bimmeln der Kuhglocken. Und am Talschluss die alten Holzhüttchen der Frommalm. Noch nie hat der Begriff ‚urig‘ besser gepasst.

Gott sei Dank ist dieser Abschnitt nicht steil. Mir bleibt nämlich so schon die Luft weg.

Zu früh gefreut - es wird steil

Irgendwo müssen die gut 1200 Höhenmeter auf die Pallspitze dann doch noch unterkommen. Ja, und ab der Frommalm ist es dann soweit.

Skye - flink wie eine Gämse im besten Alter - nimmt den Anstieg super locker während ich hinterher keuche. Dass es Menschen gibt, die sich hier mit Schiern hochplagen, lässt mich meinen inneren Hut ziehen. Zumal im Winter doch alles doppelt so anstrengend ist.

Ein Blick zurück ins Tal auf die Frommalm. Erinnerungen werden wach. An unser Wintercamping-Abenteuer und die Schneeschuhtour im vergangenen Februar. Gerade mal bis zu der Alm haben wir es damals geschafft.

Skye’s Motivation ist unterdessen ungebremst. Also röchle ich ihr wieder hinterher. Das mit dem Rauchen tut mir echt nicht gut….

Und plötzlich ist sie da - die Blaue Lacke. Ein Moorsee. Gesäumt von Almblumen.

Mein Hund, der heute von Moorbädern offenbar gar nicht genug bekommt, stürzt sich in die Fluten. Und ich hab Zeit zum Verschnaufen - Die steilste Passage ist geschafft….

Von hier geht’s dann eigentlich ganz easy Richtung Gipfel der Pallspitze. Easy und unglaublich schön. Schöne Steigerl, schöne Ausblicke und weitere schöne Moorpfützen, denen Skye einfach nicht widerstehen kann….

Der Aufstieg zum Gipfelkreuz der Pallspitze ist mit 3,5h angegeben. Kann sein, dass mein Hund und ich durch unsere Detour zu Beginn der Wanderung etwas länger brauchen. Ist aber egal.

So oder so genießen wir 2 Gipfelstürmerinnen diesen Moment als wir es endlich erreichen, dieses Ziel auf 2389m, inmitten meiner Lieblingsberge, meiner Heimatberge.

Indian Summer auf Tirolerisch

Nach meinem obligatorischen Gipfelbierchen und der Gipfel-Tschigg 🚬 - Ja, ich bin unbelehrbar - gehts bergab Richtung Jagglfeldalm.

Und was uns die Pallspitze-Tour hier serviert ist nicht nur metaphorisch ein reich gedeckter Tisch. Heidelbeersträucher so weit man sehen kann. Nun sind diese Sträucher aber nicht nur übersät mit zuckersüßen blauen Beeren - mir stellt sich an dieser Stelle übrigens die Frage, ob hier wirklich so selten jemand wandert, dass Mitte September noch so viele Beeren an den Büschen hängen. 🤔 Überdies haben sich ihre erbsengroßen Blätter bereits in Gelb-, Orange- und Rottönen auf den Herbst eingestellt.

Als I-Tüpferl setzt das Heidekraut lila Akzente in das herrliche Heidelbeerstrauch-Farbenmeer, das den gesamten Berghang schmückt. Einmal mehr bleibt mir die Luft weg. Obwohl wir bergab wandern.

Vielleicht liegt es daran, dass Hunde rot-grün blind sind, jedenfalls ist Skye von den Farben gänzlich unbeeindruckt. Vielleicht liegt es aber daran, dass Heidelbeeren ihre Lieblingsbeeren sind. Sie jausnet was das Zeug hält. Bis ihre Zunge blau wie ein Enzian hechelt.

Alle paar Meter spiele ich mit dem Gedanken, eine kleine Ernte für Herrli und Chumani mitzubringen. Und alle paar Meter stopfe ich mir eine ganze Handvoll der blauen Leckerbissen in den Mund. Ich kann mich einfach nicht beherrschen, die nicht selbst zu essen. Meine 2 Daheimgebliebenen werden's mir hoffentlich verzeihen. ❤️

Irgendwann schaffen Skye und ich es dann doch von diesem unerwarteten Festmahl loszureissen und wandern weiter talwärts. Vorbei an der verfallenen Hocheggalm. Vorbei an der Baumgrenze. Rein in den Wald.

Irgendwo weit weg vernehme ich Bimmeln von Kuhglocken. Bitte nicht schon wieder. 😏

Aber dieses Mal bleiben wir verschont… 😅

Über einen Fahrweg erreichen wir wieder den Wanderparkplatz und die dort ansässige Erla-Brennhütte. Wie es sich nach Wildcamper-Knigge gehört, wenn man auf dem Parkplatz einer Hütte übernachtet, kehren Skye und ich dort noch ein. Der Hund bekommt die Hälfte von meinem Käsebrot. Das Bier trinke ich alleine. 🧀🍺

Und weil der Van auf dem Parkplatz eigentlich super steht, trinke ich einfach noch ein Bier. Was spricht gegen eine weitere Nacht am plätschernden Bach hier im Langen Grund?

Ich wandere ja nach wie vor mit Karte 👵🏻 Für alle, die GPS für die Pallspitze Rundwanderung bevorzugen - HIER wurde ich fündig.

Du findest Ösi-Land genau so cool wie ich und bist immer auf der Suche nach Inspiration für deinen nächsten Roadtrip und/oder Wandertipp mit Hund? Lass dir doch einfach ein bisschen mehr von mir zeigen... 🇦🇹